Donnerstag, 13. September 2012

EINSICHTEN IN DIE WEITE WELT DES REFERENDARIATS

Oder: Der humoristische Versuch, das aufzuarbeiten, wofür man vielleicht später einen Therapeuten braucht

 

Ein kleines Vorwort

Der geneigneten Leserschaft wird schon aufgefallen sein, dass hier im Blog wenig passiert. Das liegt vor allem daran, dass in meinem Referendarsleben kaum etwas berichtenswertes passiert. Urlaubsfotos zeige ich im Freundeskreis, die kurzen Nachrichten über Twitter dienen zu beiderseitigen Belustigung und ansonsten herrscht ja schließlich das Dienstgeheimnis. Ach ja, außerdem bin ich kein talentierter Schreiberling.
Andere Menschen können das jedoch wesentlich besser. So zum Beispiel eine werte Kollegin (oder ein Kollege, das Dienstgeheimnis - ihr wisst schon.), daher wird sich, vor allem bei entsprechendem Interesse und positiven Rückmeldungen, hier nun diese kleine Serie finden. Ein Gastbeitrag sozusagen. Der Text sagt alles, er entspricht in allen Fällen der Wahrheit, die Namen wurden ggf. geändert - aus Gründen.
Viel Spaß.
T


Teil I - Auf der Suche nach der Metaebene

Die Metaebene ist das, was Schüler erreichen sollten, wenn sie den Inhalt und/oder Fakten verstanden haben. Und das, was Referendare können sollten, obwohl sie es noch gar nicht können können.
Sechs Wochen sind jetzt schon ins Land gezogen und es ist Zeit ein kleines Resümee zu ziehen. Beim Stichwort „Resümee“ wären wir schon beim ersten Problem, ein Wort, das man in den Jahrgangsstufen 5-7 sicher nicht und ab 8/9 vielleicht verwenden darf. Wer den Witz als der Seminarlehrer mit Gott über seine Schöpfung sprach für einen Witz gehalten hat, der war noch nicht im Referendariat.
(Für alle, die den Witz nicht kennen: Nachbesprechung: Der Seminarlehrer bespricht mit Gott die Schöpfung. Gott lässt den Blick über das Universum schweifen: „Ich denke, es ist mir ganz gut gelungen!“ Daraufhin lächelt der Seminarlehrer milde und antwortet: „Nunja, man merkt, dass du noch ein Anfänger bist. Der Einstieg mit dem Urknall war sicher zündend, dann war allerdings ein paar Milliarden Jahre das Ziel nicht ganz klar. Die Sterne hätte man durch verschiedene Farben stärker hervorheben können. Den Menschen hast du viel zu spät eingeführt. Insgesamt hätte ich mehr Schwung erwartet – und fertig geworden bist du auch nicht!“)
Meine Glaubenswelt ist erschüttert: „Hinfort mit dir monotheistische Religion!“ (kann man in der Schule maximal in der Oberstufe verwenden und dann auch nur wenn die Stufe echt gut ist) es gibt einen Gott über der Trinität (ein Wort, das man gar nicht verwenden kann) und dieser Über-Gott ist der Seminarlehrer. Regel Nr. 1, um zu überleben ist – auch wenn es schwer fällt – nichts persönlich nehmen. Die 5-7 fetten Jahre des Lobes an der Uni sind vorbei, die 7 mageren Jahre des „Nicht geschimpft, ist gelobt genug“ werden auf zwei Jahre verdichtet. Nach menschlichem Ermessen ist mit Lob also nicht zu rechnen, genauso wenig damit, dass Schüler in diesem Satz auch nur ansatzweise darauf kommen würden, dass es sich um eine alttestamentarische Anspielung handelt.
Der Schüler von heute hat es ja auch schwer. Kommt als Kunde in die Dienstleistungs-GmbH Schule und wird im 45 min Rhythmus (an dieser Stelle sei ein Lachanfall meinerseits erlaubt: 45 min?!?!? Wer die hat, ist nicht an einer öffentlichen Schule oder hat eine Doppelstunde!) von mehr oder weniger engagierten Lehrern bespaßt (der leere Kopf mit Wissen gefüllt, die leere Festplatte beschrieben usw. usw.). Im Idealfall und ich zitiere hier aus der Heiligen Schrift für alle Lehrkräfte, dem Lehrplan, also im Idealfall soll der Schüler am Gymnasium „(…) geistig besonders beweglich und phantasievoll sein, gern und schnell, zielstrebig und differenziert lernen sowie über ein gutes Gedächtnis verfügen. Sie müssen die Bereitschaft mitbringen, sich ausdauernd und unter verschiedenen Blickwinkeln mit Denk- und Gestaltungsaufgaben auseinanderzusetzen und dabei zunehmend die Fähigkeit zu Abstraktion und flexiblem Denken, zu eigenständiger Problemlösung und zur zielgerichteten Zusammenarbeit in der Gruppe entwickeln.“ Jetzt wird sich so mancher Professor an der Uni denken, ja wenn ich denn wenigstens solche Studenten hätte! Haben Professoren nicht und wir Lehrer haben im Übrigen auch keine solchen Schüler. Wir haben beispielsweise Schüler, die die französische Trikolore als Hinweis auf den Sieg der Germanen über Wen-auch-immer deuten und für die Russland nach den Befreiungskriegen im 19. Jhd. die Vorherrschaft über den europäischen Kontinent (die Verwendung dieser Phrase muss vorher eingeübt werden…) erringt und daher im – wie allseits bekannt – in Russland liegenden Wien den Wiener Kongress abhält. Nahezu ideal zum Stichwort „phantasievoll“ passt dann auch der abstrahierende Problemlösungsansatz eines Schülers, dass die nationale Symbolfigur für Frankreich „Marianne“ keineswegs eine Jakobinermütze (über die eigentlich richtige Antwort „phrygische Mütze“ lachen wir an dieser Stelle einfach mal kurz … das kommt nicht mal im Proseminar Geschichte…) trägt, sondern die Haare auf diesem Bild einfach besonders schön hat.
Überlebensregel Nr. 2: Passe dich soweit möglich deinem Seminarlehrer an. Auch wenn dieser Ansatz manchmal zu schizophrenen Auswüchsen bei einem selbst führen kann. Tu es – es hilft, auch wenn Logik in diesem Zusammenhang keine Rolle spielt. Es kann also durchaus passieren, dass man bei Seminarlehrer 1 dafür gerügt wird, weil man leises Gemurmel in der Klasse zugelassen hat und einem Seminarlehrer 2 untersagt, die Schüler um Ruhe zu bitten, weil der Schüler ja nur laut ist, weil der Unterricht des Lehrers uninteressant ist. Dass man bei pubertierenden Kindern in der Mittelstufe vorne an der Tafel ein Feuerwerk zünden kann, ohne dass es besagte Schüler auch nur ein bisschen interessiert, spielt bei diesem Über-Gott keine Rolle. Als Lehrer muss man sich halt schon für den Schüler engagieren. Ist klar, aber dass der Schüler sich vielleicht auch für den Lehrer engagiert, indem er Vokabeln lernt?
Ich bete dagegen seit sechs Wochen (natürlich neben dem Übergott) den Gott der Tafel an (herzlich willkommen im Polytheismus – ein Wort, das man übrigens in der 6. Klasse im Rahmen der Ägyptensequenz einführt und dann bitte niemals nie nicht auch jemals wieder einen Schüler fragen darf/kann, weil Schüler = Kunde = à verwirre den Kunden nicht mit Tatsachen) und zwar den Gott der graphischen Tafel. Hinfort also mit textlastigen Tafelanschriften, lang leben Pfeile, Kästen, Kreise und Farben. Ich habe mir schon überlegt, ob die vielen Farben an der Tafel für die Schüler vielleicht einen Trip auf LSD oder Pilzen imitieren sollen, damit das erste tatsächliche Erlebnis mit diesen Drogen nicht so schlimm wird, schließlich sollen wir Schüler auf das Leben und nicht die Schule vorbereiten.
Vorbereitung ist auch so ein Stichwort. Man braucht schon – und das ist Überlebensregel Nr. 3 – die sprichwörtliche Gelassenheit eines buddhistischen Vollzeitmönches, um es a) mit Gleichmut hinzunehmen, dass sich Schüler für eine insgesamt 10 Stunden lang vorbereitete Stunde nicht interessieren und was den Kunde nicht interessiert, wird dann halt auch nicht gekauft/aufgenommen. Oder falls man Glück hatte und die Schüler motivieren konnte (zählt Bestechung eigentlich zur Motivation?), wird einem spätestens b) in der Nachbesprechung das langerarbeitete Stundenkonzept solange um die Ohren geschlagen, dass man anschließend 2 qkm Mosaik in Pompei damit auslegen könnte.
Warum es trotzdem Spaß macht?
Weil die guten Schüler überwiegen, auch wenn sie vielleicht nicht dem Ideal des Lehrplans entsprechen. Lehrer entsprechen diesem Ideal ja gleich zweimal nicht. Wir sind alle Menschen (bis auf Seminarlehrer und Mitglieder der preußischen Akademie der Wissenschaften) und irren ist nun mal menschlich, auch wenn diese Regel für Referendare zwei Jahre lang nur bedingt gilt.
Was nehmen wir mit? Wenn wir das Referendariat gemeistert haben, sind wir vermutlich für jeden Job dieser Welt zu haben und brauchbar. Egal ob Krisensituationen, Kuschelpädagogik, das Abbrennen pädagogischer Feuerwerke oder Sachverhalte im Schnellverfahren aneignen und dann didaktisch Aufbereiten. Wir können es, wir wollen es und wir schaffen es!

 

Donnerstag, 16. Februar 2012

so schnell vergeht die Zeit

Schon wieder ist es einige Monde her, das hier mal was Neues reingeschrieben wurde. Bedauerlicherweise hat das vor allem mit meiner aktuellen Beschäftigung zu tun. Dem Port habe ich nun vor etwas mehr als einem halben Jahr den Rücken gekehrt und bin ausgewandert.
Wohin?
Naja, die meisten meiner werten Leserschaft (vermutlich sogar alle beide) werden es wohl schon wissen. Mich hat es in den Westen verschlagen. Die geringe Anzahl an Artikeln hier könnte man wohl demnach auch als „Im Westen nichts Neues“ überschreiben aber dann bekäme man am Ende noch Schwierigkeiten mit irgendwelchen Urheberrechtsanwälten. Das scheint ja ziemlich in Mode zu kommen, auch wenn es gutenplagistische Gegenbeispiele gibt.
Außerdem ist es hier gar nicht soooo langweilig wie man vielleicht vermuten könnte. Ganz anders sah das noch vor den Weihnachtsferien aus. Einen Großteil meiner Zeit verbrachte ich damit, mir Arbeit zu suchen. In meiner kleinen, nicht ganz so feinen Wohnung war es weitgehend aufgeräumt und sauber, meine Unterlagen waren geordnet. Irgendwie kam mit dem Jahreswechsel dann auch die Keule. Plötzlich geht’s los. Schulaufgabe hier, Stundenvorbereitung da, Fachsitzung, Besprechung, Kritik, Lob, unhaltbare Argumentationen, berechtigter Tadel ... ein Feuerwerk der Emotionen. Meinen Mitrefis ging’s nicht anders und so fand sich schnell eine Gruppe der tapfersten Kämpfer die unermüdlich von 7Uhr bis Mitternacht im Seminarraum den Berg an Arbeit von links nach rechts schaufelten. Vor sich herschieben wie an der Uni geht nicht mehr. 9-5-Jobs wie im Port sind zwar sicher entspannter aber wenn dann doch vielleicht eine kleine (eher mikroskopische) Chance auf eine Lebenszeitverbeamtung besteht, schlägt man sich halt so durch. Und selbst wenn das mit dem Beamtentum wohl illusorisch ist, man hat ja schließlich nicht umsonst 8Jahre studiert, Geld, Zeit, Leben investiert um dann an irgendeinem Telefon willkürlichen Blödsinn zu erzählen. Das tut man dann lieber in irgendeiner Klasse. – Spontane Unterrichtsvorbereitung klingt übrigens viel cooler als es ist. Referate konnte man an der Uni noch mal schnell aus dem Hut zaubern, schließlich muss man den Spaß ja nur ordentlich verkaufen können. Spielen aber bis zu 32 Schüler im eigenen Team mit und sitzt dann womöglich noch ein Betreuungs- oder Seminarlehrer auf der Gegenseite (sprich hinter der Klasse), bedarf dies einer wesentlich ausführlicheren Vorbereitung. Nix mehr mit pseudo-wissenschaftlichem Oberflächenkratzen. Was der Seminarlehrer sagt, ist Gesetz. Was er nicht sagt, ist zu erahnen und ebenso wie das gesagte zu behandeln. Wer sich nicht daran hält, wird entweder standrechtlich erschossen oder mit einem DUMMKOPF-Stempel auf der Stirn mit Arbeit eingedeckt. Naja, ganz so ist es dann wohl doch nicht, schließlich sind Stempel ja was für den Kindergarten oder die Grundschule aber mit Sicherheit nichts für den Einsatz an einem Gymnasium.
Zurück zur Chance. Ich bin mir immer noch nicht 100%ig sicher ob ich das hier wirklich die nächsten 40-50Jahre machen will. Mit einer Lebenszeitverbeamtung kann man sich dann aber bestimmt ein wenig mehr zurücklehnen und bis man diese bekommt, hat man sicher auch irgendwie schon mal alle Klassen in jedem seiner Fächer unterrichtet. Dann heißt es, aus dem Materialfundus schöpfen, entspannt zurücklehnen und auf die nächste Gehaltsstufe warten. Arbeitslos kann man ja nicht mehr werden und das schlimmste Szenario ist die Versetzung in ein Amt. Bis dahin geht aber noch viel Wasser die Elbe runter und eigentlich würd ich schon gerne wieder zurück. Man wird sehen was kommt, in 1,5Jahren kann die Welt schon ganz anders aussehen und vielleicht regieren dann die Hühner, es gibt laserstrahlenschießende Bäume und man tauscht ein Stück Butter gegen zwei Tannenzapfen.
Die geneigte Leserschaft (diesmal sicher alle beide) fragt sich sicherlich, wie ich bei all dem Wehklagen nun plötzlich doch Zeit und Motivation finden kann, diesen Post zu verfassen. Nun, ich sitze grade in einer Vertretungsstunde und die Kids (ein kleiner Mittelstufen-Italienischkurs) sind mit sich, irgendwelchen (Haus-)Aufgaben und Kartenspielen beschäftigt. Ergo, ich habe Zeit mich hier mal ausgiebig der Reflexion hinzugeben und dabei noch möglichst beschäftigt zu wirken.
Ansonsten geht das Halbjahr mit dem morgigen Freitag zu Ende. Mal schauen welche Aufgaben mein werter Seminarlehrer noch für mich hat, bevor wir Weiden für das nächste Jahr den Rücken kehren können. Am Freitag steht noch ein Abschlussessen der Tapferen an, schließlich hat man in den paar Monaten auch Freunde gewonnen. Schon allein die gegenseitige Hilfe (ich bin dabei wiedermal der Technik-Toni und fühle mich so auch immer wieder an die guten alten Portzeiten erinnert) war und ist Gold wert und so werden wir uns sicher zum größten Teil ein wenig vermissen. An der Einsatzschule sind wir dann allein aber auch das wird zu schaffen sein (müssen).
Ich hoffe mal die Chance zum nächsten Blogeintrag lässt nicht wieder ein halbes Jahr auf sich warten. Man wird sehen wir die dreifache Stundenzahl, die Inexistenz eines stetig drohenden Seminarlehrers und die Einsamkeit (wohl ein zu hartes Wort aber die Stunde ist gleich vorbei) sich gegeneinander aufwiegen. Eins ist aber sicher: Wir schaffen das. Rock on!

Donnerstag, 22. September 2011

weil ja immer alle Fragen: Der Lehrer ...

Führt eine Klasse

Führt Klassenlisten

Führt Karteikarten

Führt Kinder

Trägt Meldungen ein

Trägt Beschwerden ein

Trägt Verantwortung

Trägt unterschiedliche Kleidung

Urteilt über Schülerarbeiten

Urteilt über Schüler

Beurteilt Schüler

Entscheidet über Bildung

Stellt Zeugnisse aus

Wertet – wertet ab – wertet auf

Plant Konferenzen

Nimmt daran teil

Nimmt Anteil

Vernimmt Appelle

Legt Klassenbücher vor

Legt Karteikarten vor

Kegt Zeugnisse vor

Legt Stoffverteilungspläne vor

Hat Aufsichtspflicht

Hat Anwesenheitspflicht

Hat Schweigepflicht

Hat Vertretungspflicht

Hat Krankmeldungspflicht

Muss pünktlich sein

Muss gewissenhaft sein

Muss termingerecht sein

Muss entgegenkommend sein

Muss Vorbild sein

Muss Noten einholen

Muss Listen ausfüllen

Muss Schülerbücher verteilen

Muss Lehrerbücher ausleihen

Darf Überstunden machen

Darf nicht streiken

Wird beurteilt

Wird geprüft

Wird versetzt

Wird zurückgestuft

Wird eingestuft

Bereitet Unterricht vor

Bereitet Unterricht nach

Erbringt Nachweise

Erfüllt Stoffpläne

Korrigiert Arbeiten

Korrigiert Schüler

Korrigiert sich

Korrigiert Kollegen

Misst Leistung

Beurteilt Leistung

Differenziert

Toleriert

Akzeptiert

Frustriert

Therapiert

Hört zu

Versteht

Versteht nicht

Fragt nach

Hilft und fördert

Ermutigt und beruhigt

Stützt und zieht

Spielt und spielt mit

Schafft Beziehungen

Schafft Vertrauen

Schafft

Schafft es nicht

Ist geschafft

Wird angegriffen

Wird entmutigt

Wird beschuldigt

Wird beobachtet

Wird gelobt

Wird bestärkt

Hat Recht auf Urlaub

Hat Recht auf Beschwerde

Hat Recht

Ist gerecht

Ist freundlich

Ist ausgeglichen

Ist kritikfähig

Ist beleidigt

Ist humorvoll

Ist aktiv

Ist nicht aktiv

Ist angepasst

Ist eigenständig

Ist selbstständig

Ist integrierend

Ist lieb und streng

Ist zerstreut

Ermahnt

Ermahnt schon wieder

Lehrt und lernt

Erklärt und klärt auf

Verhält sich zum Schulleiter

Verhält sich zum Kollegen

Verhält sich zu Schülern

Verhält sich zu Eltern

Verhält sich zu Organen

Verhält sich zu Behörden

Verhält sich still

Ist Berater

Ist Helfer

Ist Anlaufstelle

Ist Ansprechstell

Hält Elternabende

Hält Konferenzen

Hält Vorträge

Hält Ordnung

Hält den Mund

Hält, was er verspricht

Wird kritisiert

Wird verunsichert

Wird beschenkt

Macht Ausflüge

Macht Klassenfahrten

Macht Herbergsaufenthalte

Macht Elternbesuche

Macht Krankenbesuche

Macht Hausaufgaben

Macht zu und zu wenig

Macht sich Gedanken

Macht sich Sorgen

Macht’s möglich

Macht mich

Macht nicht mit

Macht Fehler

Macht vieles wieder gut

Geht zu Bierabenden

Geht zu Klassenfesten

Geht zu Schulfesten

Geht zu Abschlussfeiern

Redet mit Eltern

Redet über Eltern

Redet mit Schülern

Redet über Schüler

Redet mit Kollegen

Redet über Kollegen

Redet, redet, redet ...

Steht im Mittelpunkt

Steht im Interesse

Steht im Abseits

Steht in der Öffentlichkeit

Steht zur Verfügung

Steht im Kreuzfeuer

Steht im Blickpunkt

Steht im Schussfeld

Steht allein

Steht nicht allein.

Dienstag, 20. September 2011

Der erste wirkliche Tag - in gut verdaubaren Stücken

Donnerstag, 15. September 2011 (cont. 16.09.11)

Stundenbeginn ist 9.35Uhr, es ist jetzt 9Uhr und ich bin wie immer der erste am Ort des Geschehens. Vielleicht sollte ich über eine Karriere als Journalist nachdenken, Harry Hirsch der rasende Reporter, immer der erste wenn was passiert. Ob allerdings heute so viel passiert, wage ich noch arg zu bezweifeln. Schließlich haben wir bisher eigentlich noch nix gemacht und wieso sollte sich sowas plötzlich ändern. Naja, ich bin jedenfalls da, es kann also losgehen.
Gleichzeitig wird das mein erster Tag mit dem iPad als Schreibgerät, ein Grund mehr diese Zeilen zu tippen, ich will ja schließlich auch mal schnell mitschreiben können. Auch hier muss sich erst zeigen, ob das so funktioniert. Besser wär's denn ich habe nur einen kleinen Block mit, sonderlich viele wichtige Informationen werden sich darauf kaum unterbringen lassen.
Was mach ich jetzt noch mit der halben Stunde die mir bleibt. Ich könnte mal schaun ob sich das für uns zuständige Sekretariat findet ...

na huch, da wurde ich doch glatt unterbrochen. Wie es für einen Lehrer üblich sein sollte, folgte mir nämlich bereits einer meiner Mitreferendare in unser Arbeitszimmer. Super, jemand zum Quatschen. Passt, und damit auch der Grund weshalb ich diesen Eintrag erst einen Tag später fertig schreibe.
Auch ganz gut da ich so meine Erlebnisse des ersten Tags besser zusammenfassen kann. Was ist also passiert. Fachsitzungen Geschichte, Englisch, Pädagogik, Psychologie, fertig. Das war's eigentlich auch schon, die Abläufe während unseres Refs wurden uns wohl 2-3mal erklärt, is ja auch wichtig. Ansonsten Trockenes, Protokollpflicht in Fachsitzungen, grober Ablauf der nächsten Woche. Nichts, mit dem ich euch hier auch noch über alle Maßen langweilen müsste.

und jetzt? jetzt grade Sitze ich wieder im Arbeitsraum und tippe diese Zeilen. Um mich rum beschweren sich die Mädels wieso sie in "Kemie" Hörstunden im Plan für nächste Woche haben und ich warte, dass endlich mal jemand auftaucht der ihnen sagt was Phase is. Ansonsten wird auch heute nicht viel passieren. Computereinweisung - wie spannend, abschließend noch Informationen zu Reisekosten und sonstigem. Insgesamt zwei Unterrichtsstunden, super für einen Freitag. Wird aber, was man so hört der letzte ruhige Tag werden. Am Wochenende geht's mal kurz nach Dresden, so weit is es ja net.

So richtig los geht's dann erst nächste Woche, Hörstunden in den unterschiedlichsten Fächern und Klassen. Erinnert ein wenig an das allseits beliebte Blockpraktikum, was soll's. Soweit passt alles hier auf der südlichen Seite des WW-Äquators.

Der Beginn einer neuen Zeitrechnung

Mittwoch, 14. September 2011

Der Wecker is der Verlierer des heutigen Morgens im Wettrennen ums eher Aufwachen, locker mal um 30min geschlagen obwohl er bereits um 6Uhr den ersten Weckton geplant hatte. Gut, ich muss zugeben, man könnte in diesem Fall fast von Doping sprechen. Eine gute bzw. natürlich rein natürliche Art des Dopings versteht sich, denn ich gestehe, ein wenig aufgeregt war ich schon.
Wie sich herausstellen sollte war die Aufregung jedoch, wie so oft, unbegründet. Der sonnige Morgen ließ mich kurzbehemdet und frohen Mutes zur Schule spazieren (ja, noch wohne ich im "Hotel" und das ist in lockerer Laufdistanz zum Kepler-Gymnasium). Ab durch den Haupteingang, einmal umgeschaut und die erstbeste Schülergruppe mit einem flockigen MoinMoin nach dem Weg zum Direktoriat befragt, Weg gefunden und auf eben jenem gleich noch Mitreferendarinnen getroffen. Man kommt halt so ins Gespräch nach dem Muster: "Was? Ihr bekommt in Sachsen euren Refplatz nicht garantiert? Verrückt." - "Stimmt, beides." ... das wäre also geklärt, auch wenn ich es sicher so oder so ähnlich noch ein paar mal erklären musste.
Nach einer netten Begrüßung und ein wenig Bürokratie dann die Vereidigung mit Schwur auf die bayrische Verfassung, mein Münchner Sitznachbar meinte anschließend würde noch die bayrische Hymne gesungen, ich musste kurz schlucken. Die Hymne wurde dann allerdings, zu meiner Freude aber wahrscheinlich lediglich aus Zeitgründen, durch Gruppen- und Einzelfotos ersetzt, folgend ein Sektempfang ("Dess get fei erst weita wenns oalls affgessan un g'drunkan hoam."), mehr Bürokratie und eine Führung durch's Haus.
14Uhr war's das dann auch schon. Feierabend. So könnte es weiter gehn, auch wenn dies sicher nur der Beginn der neuen Zeitrechnung sein wird. Tag 1 wird mir jedenfalls in guter Erinnerung bleiben, lassen wir uns von Tag 2 überraschen.

...und dann bist du plötzlich in Bayern

Dienstag, 13. September 2011

Ein eigentlich ganz normaler Samstagsdienst im Port, die Studenten vollzählig, Schlempi und Torsten als Zusätzliche Unterstützung, die Systeme funktionieren nach einem schwierigen Start nun auch einwandfrei. Was könnte man sich mehr wünschen? Schönes Wetter zum Beispiel, hatten wir an diesem Tag übrigens auch. Perfekt, fast. Ein Anruf später: mir is schlecht, kein Bock mehr auf Arbeit, Erklärungsnöte. Nicht etwa ein Kunde nahm mir die Luft, das war schließlich noch nie wirklich passiert und damit wollte ich gar nicht erst anfangen, nein, gf's leicht dahin gezwitscherter Satz "Rate was ich grade aus dem Briefkasten gezogen habe, hast nen Platz in ..."
...und dann bist du plötzlich in Bayern.
Von den Abschiedsorgien im Port möchte ich gar nicht erst anfangen, ich bin ja nicht sonderlich nahe am Wasser gebaut, aber wenn sich deine gesamte Abteilung im Halbkreis um dich aufstellt und applaudierend dahinscheiden lässt, dann wächst selbst mir ein Kloß im Hals. Danke.
Wie dem auch sei, Aufbruch ist angesagt. Der Track nach Westen, kennt man doch irgendwoher. Nur bin ich nicht auf der Suche nach Gold sondern nach einer Wohnung in Weiden. Es scheint jedoch einige Parallelen zu geben. Mögliche Claims werden von zahlreichen Bewerbern begutachtet, der Grundbesitzer hat die größte Macht diesseits des Yukon und am Ende nimmst du was du bekommen kannst nur um nicht gänzlich vor die Hunde zu gehen und verkaufst dabei deine Seele für einen Beutel voll Katzengold. So oder so ähnlich.
Letztlich bin ich aber ganz zufrieden mit meinem Claim. Eine Renovierung und der Einbau einer Küchenzeile stehen noch aus, sodass erst Anfang Oktober (laut Makler 01.10., man wird sehen) eingezogen werden kann, aber damit kann ich leben. Einstweilen werde ich bei Verwandten unterkommen. Nette, ältere Leute, dess passt scho. Was ich noch nicht heraus gefunden habe, ist, wie es mit der Internetabdeckung in meinem Asyl auf Zeit aussieht denn so ganz ohne WLAN komme ich doch merklich schnell an meine UMTS-Drossel (dank gMaps locker 50MB am Tag). Es wird sich aber finden, oder besser: klappt schon, hat ja immer schon geklappt.
Wann sich dieser kurze Text, getippt am Abend vor meinem ersten Schultag (und ziemlich genau 20Jahre nach meiner ersten Einschulung, Zufall?) online finden wird, kann ich noch nicht sagen. Wahrscheinlich tippe ich ab und zu mal ein paar Texte und Lade diese dann je nach WLAN-Verfügbarkeit hoch. Lasst euch überraschen.

T

Freitag, 11. Februar 2011

Feierabend

Es ist Freitag Abend und ich sitze wiedermal im Zug nach Hause, diesmal war ich clever und bin direkt von der Arbeit bis zum Hauptbahnhof gefahren um dort in die RE zu steigen. Genug Zeit dafür hatte ich allemal und so hab ich einen gemütlichen Platz mit Tischchen gefunden, damit kann man arbeiten.

Arbeiten is ein gutes Stichwort. Mach ich jetzt öfter und regelmäßiger als sonst. Das is zwar anstrengend (mal davon abgesehen dass ich nicht 8Stunden auf irgendeiner Baustelle zum Sandschippen stehe) aber macht immer noch Spaß. Dennoch merkt man deutlich, dass es doch den einen oder anderen gewaltigen Unterschied zwischen dem Studentenjob und der „richtigen“ Arbeitswelt gibt.

1. „ich komm dann, dann und dann, da und da mach ich lieber frei“ is nicht mehr, jetzt heisst es „Mo-Fr 9-18, nächste Woche das gleiche Spiel, die Woche drauf zur Abwechslung 8-17, anschließend 11-20.“ Ein gewisses Maß an Regelmäßigkeit ist keineswegs schlecht aber der Studentenjob war entspannter.

2. Konkurrenzkampf. Uneinholbar an der Spitze stehe ich was die Call-Zahlen angeht, das is gut. Umsatz und Marge könnte immer besser sein aber als schlecht würde mich wahrscheinlich niemand bezeichnen.

3. Zukunftsaussichten. Flache Hierarchien haben es so an sich, dass es keine Aufstiegschancen gibt. Natürlich könnte ich mich in den Salesbereich „hoch“ arbeiten aber Beratung und Kompetenzmimikri liegen mir viel mehr und die Jungs im Sales haben’s echt nicht leicht. Bewerbungen zum Ref sind bisher zwei unterwegs und damit werde ich früher oder später den Hafen verlassen (können/müssen).

4. Befehlsgewalt. Alles hört auf mein Kommando – nicht wirklich. Wieso auch. Den Studenten habe ich schon vor meiner Festanstellung vorgestanden und durch meine „Arbeitserfahrung“ lassen sich Probleme mittlerweile schnell lösen, es is ja nicht so als ob ich über das Fallbeil bestimmen würde und damit is es doch meistens eine Ermessensentscheidung – das liegt mir.

5. Freizeit. Kaum noch vorhanden,, aber so is das halt und damit müssen die Wochenenden halt herhalten. Zum Partymachen, zum Entspannen und ggf. zum Auskurieren (krank machen is schließlich was für die Schwachen, hat Darwin schon gewusst)

Bis Ende März is mein Studententicket noch gültig und ich habe vor das kostenfreie Bahnfahren weiterhin intensiv zu nutzen, grade und erst recht wegen der hohen Benzinpreise im Moment. Der Vorteil für meine werte Leserschaft – Lesestoff in mehr oder weniger regelmäßigen und gut verdaubaren Portionen.

Nebenbei fällt mir auf, dass es eigentlich nichts neues gib und ich eigentlich diesen Text nur geschrieben habe, um ein wenig beschäftigt zu sein. Wir erreichen dann auch bald die Heimat, ich springe in Zittau noch fix in die Trilex und dann kann das Wochenende los gehen, 48Stunden später geht’s dann auch schon wieder in die andere Richtung. Viel ist eben nicht dran an so einem Wochenende, daher ist jetzt erstmal Feierabend.