Sonntag, 19. Dezember 2010

Arbeitende Bevölkerung

Ich tippe diese Zeilen während ich darauf warte dass sich die Regionalbahn nach Dresden in Bewegung setzt und mich zurück bringt. Wohin zurück? Nach Dresden natürlich.

Schließlich gehöre ich ja jetzt auch zur arbeitenden Bevölkerung und muss folglich morgen früh gegen 8.30Uhr wieder das Haus verlassen und mich nach einem Arbeitsweg von einer knappen Stunde (ja, Dresden ist groß) gute 9Stunden lang von Kunden fragen lassen, ob ihr Päckchen denn noch rechtzeitig zu Weihnachten unter ihrem Baum liegen wird. Soviel schon mal vorweg: nein, wird es nicht. Zumindest dann nicht, wenn du dir grade eben überlegt hast, einen nicht lagernden Artikel (Liefertermin natürlich „unbestimmt“) per Vorkasse zu bestellen. Unsere Logistik tut sicher ihr möglichstes um alles noch so zeitig wie möglich raus zu schießen aber was nicht da ist, lässt sich nur außerordentlich schwer verschicken. Logisch, oder? Für viele Shopper jedoch überhaupt nicht nachvollziehbar. Wie kommen wir eigentlich darauf Dinge anzubieten, die wir gar nicht im Lager haben. Oder noch schlimmer, das ersehnte Päckchen nicht innerhalb weniger Millisekunden an den Transporteur übergeben zu haben, wir warten ja schließlich förmlich auf jede einzelne Bestellung. Noch schlimmer ist nur, eventuell mal 5Minuten in einer Warteschleife (Festnetz und damit weitgehend gratis wohlgemerkt) verbringen zu müssen. Für mich mehr als verständlich. Wirklich.

Aber genug davon, ich sollte vielleicht, wenn ich schon seit langem mal wieder dieses rudimentäre Etwas von einem Blog auf den neusten Stand bringe, auch von vorne anfangen. Bietet sich förmlich an. Was gibt es also neues?

Ich habe nach langem Zerren und Würgen, unter Qualen und größtem inneren sowie (und vor allem) äußeren Zwang (danke dafür) mein Studium abgeschlossen. Das hoffe ich zumindest, schließlich fehlen mir immer noch die Prüfungsergebnisse der drei geschriebenen Klausuren sowie die Note meiner wissenschaftlichen Arbeit. Nur Gott und das Regionalschulamt wissen, was dabei rausgekommen sein könnte. Letzteres, auch als Sächsische Bildungsagentur bekannte, Bürokratiebollwerk ist jedoch wesentlich schwieriger zu erreichen als der erstgenannte Weissbart ... und antwortet offensichtlich auch weniger regelmäßig. Aus Datenschutzgründen können die wertvollen Ergebnisse natürlich keinesfalls online verfügbar gemacht werden. Da ist es doch wesentlich sicherer eine Pinnwand mit ellenlangen Tabellen in den für jeden (!) zugänglichen Eingangsbereich der Agentur zu stellen. Telefonische Auskunft sollte ggf. möglich sein, nur müsste man dazu erst einmal jemanden erreichen – ein Ding der Unmöglichkeit.

Nun könnte ich natürlich einfach mal da vorbei gehen, nur habe ich dazu bisher keine Zeit gefunden. Warum? Weil ich mich gegen ein Leben als Hartz IV-Empfäger und für die Weiterführung meines bisherigen Tätigkeit entschieden habe. Nein, ich habe nicht noch ein Aufbaustudium angefangen, obwohl es mich reizen würde mal einen ganz anderen Bereich ab von Sprache und Geschichte kennen zu lernen, lässt dies die finanzielle Gesamtsituation nicht wirklich zu. Schließlich will die Miete verdient und das tägliche Brot erwirtschaftet werden. Theoretisch könnte ich ja durchaus einfach zum Halbjahr mein Referendariat an irgendeiner Schule beginnen, doch auch dabei spielt die geschätzte Bildungsagentur nicht mit. Da könnte ja jeder kommen und das würde verwaltungstechnischen Aufwand bedeuten. Ich zitiere: „Nein, das geht nicht. Machen Sie doch erstmal frei, sie können sich ganz einfach arbeitslos melden und bekommen dann den einfachen Hartz IV-Satz. Das sollte doch reichen und dann sehen wir im Sommer weiter.“ WHAT??? Ja klar, ich habe fast 8 Jahre studiert und bin dabei mehr als einmal nahe am Nervenzusammenbruch gewesen um mich jetzt erstmal schön 9Monate auf die faule Haut zu legen. Verlockend. Aber jetzt im Winter auf irgendeiner Parkbank dem sicheren Kältetot entgegen zu trinken, klingt dann auch nicht mehr so erstrebenswert. Für mich zumindest nicht. Daher bleibe ich vorerst beim Port. Die Arbeit da hat mir ja schon seit meiner Rückkehr aus den USA Spaß gemacht und tut dies erstaunlicherweise auch nach guten 3Jahren immer noch. Mein Chef bot mir bereit vor einiger Zeit an, nach meinem Abschluss einfach als Festangestellter anzufangen, also sagte ich auch jetzt nicht nein und damit war dann auch schon die Butter bei den Fischen.

Natürlich wird dieser Job nur ein Intermezzo bleiben können. Schließlich verliert mein erstes Staatsexamen (was ich ja mangels Kenntnis der Prüfungsergebnisse noch nicht mal mein Eigen nennen kann) nach 5Jahren seine Gültigkeit. Schon witzig oder? 8Jahre studiert und nach etwas mehr als der Hälfte dieser Zeit ist bzw. wäre alles wieder dahin. Keine Ahnung was dann wäre aber soweit werden wir es nicht kommen lassen. Wir, das bin vornehmlich ich, Elisa natürlich, ohne deren Tritte in meine Rückseite ich wohl schon lange hingeschmissen hätte und auch der Staat ist dann wohl doch auf meiner Seite. Rechtlich ist es wohl so, dass egal was passiert, ich nach einer gewissen Wartezeit ein Anrecht auf einen Referendariatsplatz habe, auch wenn dieser eventuell erst für mich geschaffen werden muss. Der Plan sieht natürlich vor, dass ich bereits im August 2011 vorzugsweise in Dresden (oder in Pendelreichweite) mein Referendariat beginne um danach wenigsten einen Abschluss ohne Verfallsdatum zu haben. Dazu werden demnächst die ersten Bewerbungen geschrieben. Man wird sehen (müssen).

Ein weiterer Dank geht an alle, die, egal wie lange ich manchmal gebraucht habe, nicht aufgehört haben an mich zu glauben. Auch wenn mir der Satz „Du machst das schon.“ – nach dem Motto „ach, der tut nur so, der schüttelt das ja eh aus dem Ärmel“ – zwischenzeitlich gehörig aufs die angerissenen Nerven ging. Ich musste mir im letzten Jahr ziemlich den Allerwertesten aufreißen und genieße daher momentan die ruhigen Wochenenden. Es ist zwar nicht so, als ob ich vor Beendigung der Lern- und Schreibphase kontinuierlich hart gerackert hätte aber das schlechte Gewissen meldete sich dann eben doch immer wieder. Das ist jetzt weg und ich bin glücklich.

Zum guten Schluss noch ein Ausblick. Nächste Woche ist Weihnachten. Es wird ruhiger werden, auch wenn das neue Jahr schon wieder mit neuen Abenteuern mit großen Schritten auf uns zu hält. Wer weiß, wo es mich final hin verschlagen wird. Ein Umzug ist keineswegs auszuschließen. Außerdem will ich einen Hund, ich will, ich will, ich will.

Ich halte euch auf dem Laufenden, wenigstens über die Shortz am oberen Rand und eventuell sogar mit dem einen oder anderen richtigen Post. Ich versuche es zumindest. Versprochen.

Frohes Fest und guten Rutsch.

T

PS: Ich sitze übrigens im Zug weil mein Auto eingeschneit und vom Schneepflug hinter einer Wand aus Eis eingekeilt in Dresden verbleiben musste. Dabei stellte sich zu meiner Überraschung heraus, dass die Zugverbindung zwischen Dresden und, man höre und staune, Großschönau (!) ganz hervorragend funktioniert. RE oder RB bis Zittau und von dort mit der neuen Trilex-Bahn in Richtung Varnsdorf (Stündliche Fahrten in beide Richtungen, wirklich günstig und definitiv die Werbung an dieser Stelle wert.)

1 Kommentar:

Frank A. hat gesagt…

Wow,

da hast du aber ordentlich in die Tasten getippert!

Nochmals Gratulation zum möglicherweise erhaltenen Abschluss, und zur Weiterarbeit im Hafen. Die Jungs dort wären ohne Dich eh aufgeschmissen ;)

PS: "Elisa", das klingt wie der Name einer Muse. Und Musen sind ja bekanntlich Schutzgöttinnen, die nur der Künstler sehen kann. *wink* :D